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Zukunft von den Rändern her
"Was einem als Zuschauer in den letzten sechs Minuten des Filmes alles durch den Kopf geht, ist vielleicht unbeschreiblich. Meine Assoziationen reichten von Zilles Darstellungen des Berliner Superproletariats über die Juden des Warschauer Ghettos... Die Indios in den schwierigsten und unfruchtbarsten Höhen der Anden, die Tessiner Bergbauern mit ihren Miniaturterrassen, vor allem auch Armand Schulthess, der in jahrelanger Arbeit sein Reich aus dem Müll einer ihm fremden Zeit schuf, bis hin zu den Schreckensvorstellungen unseres durch einen Atomkrieg verwüsteten Planeten, den ein paar wenige Überlebende wieder bewohnbar zu machen versuchen. Der Garant einer Zukunft ist nicht der den Boden für eine grosse Zukunft ebnende Trax oder die schon auf anderen Gärten (Gräbern) sich hochstapelnden Bürohäuser im Hintergrund, sonder der Arme, der Alte, der Behinderte, sein Plan, seine Geduld, sein Fleiss: Eine Figur, die ausser Kurs, unnütz, unproduktiv ist, ein Mensch, über den fortschrittsgläubige, effiziente, moderne, dynamische Zeitgenossen vielleicht sogar lachen. ...
Schlumpf's Zeugen einer besseren - vergangenen und künftigen - Welt stehen mit einem Bein in der Unfreiheit, mit dem anderen suchen sie Boden im Reich der Freiheit. Familiengärtner, Hobbybastler, Künstler, Sportler formulieren mit ihrem "zweiten Leben" die Sehnsucht danach, "ganz" zu sein, selbst wenn man sich zusammensetzen muss. Ein Film mit starken, tiefen Bildern und einer klaren Vision."
Martin Schaub im Tages-Anzeiger Magazin
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