Fortschritt -
Nach uns die Wüste

1966 / 16mm / SW / 22 Min.

Das war mein erster Film und mein erster Rucksack-Film, gedreht mit einer ausgeliehenen Kamera auf 16mm. Jeweils 30 Meter Schwarzweiss-Filmmaterial, etwa 2,7 Minuten, konnte die Kamera aufnehmen. Da sie mit einem Federwerk betrieben wurde, dauerte die längst mögliche Einstellung etwa 27 Sekunden. Ich arbeitete nachts auf der Post um das teure Rohmaterial und die Arbeitskopien zu finanzieren.  Bei den Dreharbeiten half mir Hans Heusser, der Biologe, mit seinem CV4 und seinen Kenntnissen der verschiedenen Schauplätze. Zusammen fanden wir auch neue, die uns in ihrer Grösse und den Unmengen von unserem Abfall, der die schönsten Biotope zerstörte, zutiefst deprimierte. Der Film wurde auf einer einfachen Moviola von Hand geschnitten und später mit Hilfe des WWF (Schweiz) vertont.

 

Ich war 24 und hatte keine filmische Ausbildung. Was ich wusste, kam aus meinen Erfahrungen aus abusivem Kinobesuch,  der frühen Decoupage eines Filmprojektes in der Mittelschule nach dem Jugendroman Le grand Meaulnes von Alain Fournier. Und der Ausstellung Film im Jahre 1960.

Meine Lust aufs Filmemachen führte mich auch an die ersten Solothurner Filmtage, wo ich einige meiner späteren Kollegen kennen lernte.  Im folgenden Jahr reichte ich
Fortschritt – Nach uns die Wüste ein. Der Film wurde – als einziger in den kommenden Jahren – mit fadenscheiniger Begründung abgelehnt. Später erfuhr ich, dass der damalige Präsident, ein senkrechter Sozialdemokrat, den Film aus ideologischen Gründen bekämpfte, weil er mit Aussagen zur Überbevölkerung und der Kritik an den Autobahnen nicht einverstanden war. Damals

herrschte auch auf linker Seite noch fröhliche Wachstumseuphorie.

 

Im Vorspann des Filmes ist mit dem Titel Fortschritt I – Nach uns die Wüste versehen. Als hätte ich schon damals geahnt, dass ich rund 30 Jahre später Der Kongress der Pinguine drehen würde.

 

Zum Film in deutscher Version

 

Zum Eintrag auf der Website

Fotos Hans Heusser