VENEZIANISCHE IMPRESSIONEN
   2008 / 51A

<<< Zurück zum Hauptmenu

Zurück zum Anfang der Bilanz

Natürlich profitieren auch die Venezianer, wenn sie Eintritte, Fahrkarten, Masken, Essen, Taubenfutter und all den Plunder an den Kiosken verkaufen können. Man bekommt den Eindruck, dass sie unterdessen selbst Gefangene dieses Systems geworden sind, das sie überdies noch schlauer gemacht hat, als sie eh schon waren, z.B. in dem Venezianer Venezianern andere Preise verrechnen als den "Gästen", die sie oft genug sichtbar verachten. Ein Teufelskreis, der letztlich niemandem dient und die Stadt kaputt macht. Wir wissen die Lösung natürlich auch nicht, sowenig wie wir sagen können, wie man die Fische in den Meeren vor uns Menschen schützt.

Aber es gibt dennoch Hoffnung und die liegt vor allem im Wesen der Venezianer. Über Jahrhunderte haben sie gelernt mit den Naturgewalten umzugehen. Sie haben das unberechenbare Meer gezähmt, die wilden Flüsse umgeleitet, damit die Lagune nicht mit Geschiebe zugemüllt wird. Sie haben nachhaltige Fischzucht-Techniken erfunden und nach katastrophalen Erfah
rungen

mit dem Kahlschlag den Wald zu pflegen gelernt, so dass für den enormen Holzbedarf Nachschub vorhanden blieb.

Heute stehen sie wohl vor der grössten Herausforderung ihrer Geschichte: der Menschenflut und der wirtschaftlichen Überlebensfähigkeit. Die Stadt lebt zwar vom Tourismus, aber wirtschaftlich ist sie genau so abhängig von den petrochemischen Anlagen in Porto Maghera, welche ihre Abwässer weitgehend in die Lagune entsorgen. Die Folgen für die Umwelt sind katastrophal, so wie auch die tief ausgebaggerten Tankerkanäle in der Lagune die über Jahrhunderte gehaltene Strömungsbalance zum Schlechten verändert haben. Man kann die wirtschaftliche Abhängigkeit auch daran erkennen: die streikenden Arbeiter, welche gegen ein gerichtliches Urteil auf die Strasse gingen, welches diese archaische Art der Entsorgung unterbinden wollte und damit angeblich die Existenz der Industrie gefährdete, erhielten die Unterstützung der venezianischen Stadtbehörden. Die Probleme werden aber diskutiert und

Lösungen gesucht. Und man kann hoffen, dass die jahrhundertlange Tradition der gemeinsamen Problemlösung auch diesmal funktionieren wird. Venedig wäre dann sogar ein Modell für die Zukunft, denn die Probleme Venedigs sind die Probleme von überall.

Wir haben versucht in den Venezianischen Impressionen ein paar Dinge zu zeigen, die wirklich Spass

machen in dieser Stadt und die wir als ihre Qualität empfinden. Überflüssig zu erwähnen, dass es eben nur Impressionen sind, die sich leicht auf  viel viel mehr Seiten ausdehnen liessen.

Wir danken denen ganz herzlich, die uns diese Erfahrung möglich gemacht haben!

Hans-Ulrich Schlumpf und Pamela Ammann Venedig Januar 2008